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Junge Menschen aus dem Landkreis fragen – die Stipendiatin Emilie Nzeda antwortet

Das Bild zeigt die Hochschule in Southampton. (Foto: Kassel School of Medicine)

Im Herbst 2022 hat für Emilie Nzeda das Studium der Humanmedizin an der Kassel School of Medicine (KSM) begonnen. Mit Unterstützung eines Stipendiums des Werra-Meißner-Kreises kann sie nun international Medizin studieren. Sie ist seit Oktober letzten Jahres für zwei Jahre in Southampton in England. Danach wird sie in Kassel und in der Region ihr Studium fortsetzten. Nach Abschluss ihres Studiums möchte sie für fünf Jahre im Werra-Meißner-Kreis als Ärztin tätig zu werden. Dann ist das Stipendium, das als zinsloses Darlehen gegeben wird, getilgt.

Auch für 2023 wird der Landkreis wieder ein Stipendium in Höhe der Studiengebühren an eine Person mit einem Bezug zum Werra-Meißner-Kreis an der KSM vergeben. So wird zukünftig die ärztliche Versorgung des Landkreises gestärkt und gleichzeitig ein weiterer junger Menschen gefördert. Vom 01.04. bis zum 01.06.2023 läuft die Bewerbungsfrist an der KSM für das nächste Studienjahr. Erste Informationen gibt es auf dieser Internetseite: www.land-arzt-leben.de/stipendium-1

Interessierte können sich auch persönlich informieren: anja.fett@werra-meissner-kreis.de oder Tel.: 05651 302-25313.

Abiturientinnen und Abiturienten und Auszubildenden in Gesundheitsberufen aus unserer Region, die sich über die Förderung in Form dieses Stipendiums informierten, richteten ihre Fragen an die Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle der ärztlichen Versorgung, Anja Fett, im Fachbereich Gesundheit des Werra Meißner-Kreises, die sie an die Stipendiatin Emilie Nzeda weiterleitete. Sie beantwortete gerne deren Fragen aus ihrem ganz persönlichen Erleben: „Meine Antworten können helfen, eine wichtige Entscheidung im Leben zu treffen, nämlich wie und wo beginne ich meinen beruflichen Weg.“

Im Oktober letzten Jahres hat Ihr Studium in England begonnen. Beschreiben Sie doch bitte einen typischen Ablauf Ihres Tages in Southampton.

Ich stehe auf und bereite mich auf den Tag vor und dann geht es los. Man hat viele verschiedene Vorlesungen während des Studientages. An manchen Tagen sind die Vorlesungen auch direkt im Krankenhaus, weil der Campus aktuell erweitert wird und dort Bauarbeiten stattfinden. Zum Krankenhaus brauche ich ca. 30 Minuten mit dem Bus. Die Vorlesungen beginnen um 9 Uhr und dauern bis 15 Uhr. Darauf findet noch eine Stunde Anatomie statt. Anschließend geht es in die Bibliothek, um die Unterrichtsinhalte der Vorlesungen nochmal nachzulesen und zu vertiefen. Anschließend gehe ich nach Hause und versuche mich zu entspannen.

Auf den Start in einer neuen Umgebung weit entfernt von zu Hause freut man sich einerseits, andererseits ist es auch eine Herausforderung. Wie haben Sie sich eingelebt in ihrer neuen Umgebung? Und wie kommen Sie mit der Trennung von Freunden und Familie klar?

Am Anfang war es nicht so einfach, ich hatte natürlich auch Heimweh. Aber mittlerweile habe ich mich sehr gut eingelebt. Ich finde es super hier und freue mich sehr hier zu sein. Gut geholfen hat mir auch, dass sich die Studierenden meines Jahrgangs schon am Einführungstag in Kassel kennengelernt haben. Jeder von uns ist in der gleichen Situation gewesen. Da wir im Wohnheim in Wohngemeinschaften alle nahe zusammenwohnen, sind wir Freunde geworden. Auf dem Campus gibt es noch viele Studierende aus anderen Ländern. Man ist nie alleine, verschiedene Treffen finden immer statt.

Wie gelingt es Ihnen im Alltag und in der Universität bzw. bei Vorlesungen in der englischen Sprache gut mitzukommen?

Da ich Amerikanerin bin, war das kein Problem für mich. Von muttersprachlich deutschen Studierenden weiß ich, dass es gut geholfen hat, wenn sie vorher einen Auslandsaufenthalt in Amerika oder England gemacht hatten.

Neben dem Lernen muss es zur Entspannung und Ablenkung auch noch etwas anderes geben. Wie ist das außerschulische Angebot aufgestellt, gibt es z.B. Sportkurse von der Universität?

Das Angebot ist sehr vielfältig. Ich würde sagen, es gibt für jeden etwas. Fast alle Sportarten und Aktivitäten werden angeboten, z. B. Fußball, Badminton, Hockey. Es werden Gruppen in verschiedenen Sprachen und auch für verschiedene religiöse Orientierungen angeboten. Für Unternehmungen mit anderen gibt es auch Treffpunkte. Selbstverständlich kann man auch ausgehen, wenn man möchte, und so ein richtiges „Studentenleben“ haben.

Um gut anzukommen und um sich vor Ort wohlzufühlen ist die Wohnsituation wichtig. Gibt es die Möglich direkt auf dem Campus zu wohnen oder wohnen Sie außerhalb? Erhalten Sie Unterstützung bei der Wohnungssuche bzw. muss eine eigene Wohnung gesucht werden?

Ich wohne auf dem Campus und es ist super hier. Im ersten Jahr kriegt man ein Zimmer in einem Wohnheim von der Uni organisiert. Sobald man sich bewirbt, wird das sehr gut geregelt. Im zweiten Jahr muss man sich selbst darum kümmern. Ich habe bereits etwas gefunden und es war wirklich nicht schwierig. Es gibt Wohnheime oder Wohngemeinschaften, je nach Vorliebe können die Studierenden selbst wählen, wo sie lieber wohnen möchten: nahe am Campus oder lieber in der Stadt. Hier kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln in kurzer Zeit überall hin. Diese fahren bis in die Nacht um 2 Uhr.

Gibt es die Möglichkeit Besuch in Ihrer Unterkunft zu empfangen von z.B. Freunden, Familie oder dem Lebenspartner?

Ja, der Besuch von Freunden, Familie oder Lebenspartner stellt kein Problem dar.

Wenn man ein Stipendium bekommt, werden nur die Studiengebühren übernommen. Aber selbstverständlich kostet das Leben auch etwas. Konnten Sie Auslands-BAföG beantragen?

Soweit ich weiß, ist das leider nicht möglich, da England nicht mehr in der EU ist.

Würden Sie sagen, dass Studierende aus Deutschland finanziell auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen sind?‎

Ja, die meisten sind auf die finanzielle Unterstützung durch ihre Eltern angewiesen. Einige ältere Studierende finanzieren sich allerdings auch selbst.

Dürfen Sie während des Studiums arbeiten? Hat man dazu überhaupt Zeit?

Ja, das ist in einem kleinen Umfang möglich. Ich persönlich habe die Zeit nicht dazu. Manche Studierenden tun es.

Was ist, wenn Sie krank werden – Müssen Sie sich selbst krankenversichern oder ihre Eltern?

Die Krankenversicherung ist über das Visum geregelt. Man zahlt einen Beitrag, um hier am Krankenhaus Dienstleistungen erhalten zu können. Wenn man krank wird, ist die Versorgung kein Problem.

Wie oft besteht die Möglichkeit nach Deutschland zu reisen, z. B. in den Semesterferien?

Theoretisch ist das jedes Wochenende möglich, wenn man will und es finanzieren kann. Die Zeit mit den anderen Studierenden am Wochenende hier zu verbringen, ist auch sehr schön. Zu den Weihnachtsfeiertagen und in den Semesterferien im Frühjahr bin ich nach Hause geflogen.

Wenn Sie an die Zeit Ihrer Bewerbung und des Studienbeginns zurückdenken, welcher Rat hat Ihnen ganz besonders geholfen und warum?

Am Anfang habe ich mir Sorgen gemacht, ob ich das Lernen gut schaffen kann. Beim „Get Together“ in Kassel zum Studienbeginn habe ich mit Studierenden aus höheren Jahrgängen sprechen können. Sie beruhigten mich und sagten, dass man sich nicht so viel Stress machen soll und nicht so weit in die Zukunft denken soll. Es ist besser jeden Tag einzeln zu betrachten und Schritt für Schritt vorzugehen. Aber es ist wichtig am Lernstoff dranzubleiben und nichts lange aufzuschieben. Als ich die Erstprüfungen gemacht hatte, habe ich selbst gemerkt, dass ich es schaffen kann. Jeder muss auch für sich selbst herausfinden, wie er gut lernt. Anfangs habe ich mir viel notiert, aber nun versuche ich den Lernstoff aktiv zu durchdenken. Ich glaube man muss einfach mutig sein, sich etwas zutrauen, sich nicht unter Druck setzen und diese Zeit auch genießen. Dann kann das Studium erfolgreich gelingen.
 
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